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Inhalt: MWNH & LaBi  
Layout: F. Geller-Grimm  
Grafik: F. Geller-Grimm  
& wegmann/schepp  
2008  



Mit Bildern Wissen schaffen - Kleine Geschichte der Naturillustration

Drucktechnik  

Die Vervielfältigung von Grafiken kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Von den vier zu unterscheidenden Druckverfahren werden hier drei vorgestellt. Ausgeschlossen bleibt der Durchdruck - wie beispielsweise der Siebdruck. Zu den ältesten Verfahren zählt der Hochdruck, wie man ihn vom Holzschnitt her kennt. Dabei stehen die Bildstellen der Druckform höher als die Nichtbildstellen. Beim Tiefdruck ist es genau umgekehrt: Die Bildstellen der Druckform liegen tiefer als die Nichtbildstellen. Hierzu zählt der Kupferstich. Das erfolgreichste Druckverfahren ist der Flachdruck. Bei der Lithographie und beim Offsetdruck liegen Bildstellen und Nichtbildstellen auf einer Ebene, wobei sie unterschiedliche chemische Eigenschaften besitzen.

HIERONYMUS BOCK: Kreuter-Buch. - Straßburg 1551 Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Rara 4º Yn 904

Hochdruck: Der Holzschnitt

Der Holzschnitt ist eine Drucktechnik, bei der ein hölzerner Druckstock verwendet wird, um eine Grafik zu erzeugen. Auf eine glatt gehobelte Holzplatte wird zunächst eine dünne Kreideschicht aufgetragen, um eine Vorzeichnung zu erstellen. Dann werden mit einem Schneidemesser die nicht zu druckenden Teile entfernt. Die erhabenen Teile werden dann eingefärbt und durch eine Falz oder Handabreibung abgedruckt. Die im Prinzip sehr einfache Technik zählt zu den ältesten Verfahren der Menschheit, ihre Bildvorstellungen festzuhalten. Durch die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern fanden Holzschnitte eine neue Verwendung. Beispiele für Holzschnitte finden sich im Kreuter-Buch des Hieronymus Bock.

Hieronymus Bock (1498-1554) war deutscher Botaniker und Arzt und versuchte sich als einer der ersten Wissenschaftler seiner Zeit an einer umfassenden Aufnahme und Beschreibung der mitteleuropäischen Heilpflanzen. Der große Erfolg seines Kreuter-Buches beruht auf seinen sorgsamen Beobachtungen und Beschreibungen. Er erwähnt keine Pflanze, die er nicht selbst gesehen hat, und gibt neben einer genauen Beschreibung des Krautes auch dessen Vorkommen und exakten Fundort an.

Der gerbstoffreiche Saft des gezeigten Speierlings wird heute in geringen Mengen dem Apfelwein beigegeben. Im Mittelalter war der Speierling eine wichtige Kulturpflanze. Hieronymus Bock empfiehlt, die Frucht wegen ihrer stopfenden Wirkung gegen Blutungen und Erbrechen zu verwenden - daher auch der Name Speierling. Zudem helfe die Frucht gegen Durchfall: Sperwel gestossen/ unnd mit ihrem Laub inn Wasser gesotten/ und darinn gebadet dienet wol denen/ so ungehebe seind/ und denen der Affter staehts herauß gehet.

HANS JOHN: Kupferstiche vom Schachtelhalm, dem Ölkäfer, der Raubfliege und der Schneckenhochzeit. - Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek

Tiefdruck: Der Kupferstich

Innerhalb der Grafik werden die Tiefdruckverfahren in zwei große Gruppen unterteilt:

  1. die trockenen Verfahren, die auf physikalischer Kaltverformung der Druckplatte beruhen, wie Kaltnadelradierung und der Kupferstich,
  2. die nassen Ätzverfahren, bei denen mit chemischen oder galvanischen Methoden Material entfernt wird, wie Ätzradierung und Aquatinta.
Im Gegensatz zur Radierung wird das Werkzeug beim Kupferstich vom Körper weg geschoben und das Material aus der Platte geschnitten. So entstehen beiderseits der Linie keine Grate. Die Abdrucke wirken daher "kälter", technischer und nicht so malerisch.

Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Stichel in eine Kupferplatte hinein geritzt. Anschließend wird in die geritzten Linien Farbe eingetragen. Hierfür wird die Kupferplatte erwärmt, um die Farbe möglichst tief eindringen zu lassen. Nach einer sorgfältigen Reinigung der Kupferplatte bleibt ausschließlich in den Linien Farbe zurück. Nun wird mit einer Walzenpresse die Kupferplatte auf ein angefeuchtetes Papier gedrückt, das die Farblinien aus der Kupferplatte zieht.

Der Kupferstich ist ein typisches Tiefdruckverfahren, bei dem die zu druckenden Linien in die Druckplatte eingegraben werden. Der Buchdruck dagegen ist ein typisches Hochdruckverfahren, bei dem die Druckbuchstaben aus dem Druckstock herausstehen. Aus diesem Grund hat sich der Kupferstich lange Zeit unabhängig vom Buchdruck entwickelt. Anstelle des Kupferstichs diente lange Zeit der Holzschnitt zur Buchillustration.


Hans John: Schachtelhalm. © Klaus Trommler

Das Museum Wiesbaden besitzt einige Kupferstiche von Hans John (1888-1973), die Pflanzen und Tiere zum Thema haben. Herr Klaus Trommler (Nachlaßverwalter von Hans John, Bad Nauheim) schreibt:"Im Alter von 55 Jahren verschlug es den Berliner Maler und Grafiker nach Bad Nauheim, das seine zweite Heimat wurde. Er teilte das Geschick so vieler Künstler seiner Generation, die entweder vollständig vergessen sind oder deren Werk in alle Winde zerstreut wurde oder den Bomben zum Opfer fiel. So wurden auch zahlreiche Bilder und Arbeiten von Hans John 1943 in Berlin durch einen Brand vernichtet. Die erhaltenen Werke bezeugen sein einzigartiges Können in der Aquarelltechnik und der Zeichnung ebenso wie in der so schwierigen, kaum mehr gepflegten Kunst des Kupferstichs. Hans John war auch ein Experte auf dem Gebiet der Insektenkunde. Schon zu seinen Lebzeiten erwarb das Naturkundemuseum in Genf seine entomologische Sammlung und in Frankfurt wird sein Herbar nebst dazugehörigen Aquarellen aufbewahrt." [Quelle: www.buechergalerie-online.de]

FRIDOLIN SANDBERGER: Die Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau. - Wiesbaden 1850-1855. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek

Flachdruck: Die Lithographie

Lithographie kann als Steinzeichnen übersetzt werden. Grundlage dieses Druckverfahrens ist ein besonders feinporiger Kalkstein. Alle weiteren Verfahrensschritte können unterschiedlich ausfallen. Auf die glatt geschliffene Oberfläche des Steins wird eine Zeichnung mit Lithographietusche oder Kreide aufgebracht. Durch Wischen und Verreiben des Kreideauftrags läßt sich eine schummrige Wirkung mit weichen Übergängen erzielen, wie man sie von anderen Techniken her kaum kennt. Anschließend wird der Stein mit Talk überstrichen und eine Ätze aufgetragen, die mit dem ungeschützten Grund der Zeichnung reagiert. Schließlich werden mit Gummi Arabicum die unbezeichneten Stellen im Stein abgedeckt.

Ist der Stein getrocknet, wird die Farbe mit einem fetthaltigen Lösungsmittel ausgewaschen, so dass die Zeichnung nur noch als Fettgrund zurückbleibt, auf die die ebenfalls fetthaltige Druckerfarbe aufgetragen wird. Die Zeichnung stößt das Wasser ab und bindet Farbe, während der Stein das Wasser durch die in ihm abgelagerten Gummireste hält und deswegen keine Farbe annimmt. Zum Drucken wird nun ein befeuchtetes Blatt Papier auf den Stein gelegt und gepresst. Für einen weiteren Abzug muss die Platte nur erneut eingefärbt werden. Wie bei allen direkten druckgrafischen Techniken entsteht so ein spiegelbildlicher Abdruck der Zeichnung.

Hier wird ein Lithographenstein aus Solnhofen gezeigt. Der dortige Kalkstein ist äußerst feinporig - was auch die spektakulären Erhaltung der Urvögel ermöglichte. Das Motiv stammt von Fridolin Sandberger, der im 19. Jahrhundert im Museum Wiesbaden als Paläontologe tätig war. Von ihm konnten zahlreiche Fossilien des Taunus-Devons erstmalig beschrieben werden. Die Zeichnungen zeigen allerdings nicht immer ein bestimmtes Fossil, denn man ergänzte zu dieser Zeit noch Fehlstellen in solchen Darstellungen.


Tertiäre Fossilien aus der Coll. Sandberger. Museum Wiesbaden

CONSTANTIN VON ETTINGSHAUSEN & ALOIS POKORNY: Naturselbstdrucke. - Wien 1873. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek

Flachdruck: Der Naturselbstdruck

Der Naturselbstdruck ist ein Verfahren, bei dem die Naturobjekte selbst als Druckformen eingesetzt werden. Das Verfahren wurde insbesondere in der Botanik weiterentwickelt, weil es sehr feine Strukturen von Blüten und Farnen abbilden kann. Getrocknete Pflanzen werden zwischen eine Stahl- und Bleiplatte gelegt. Durch Druck zeichnen sich die Pflanzenkonturen in der Bleiplatte ab. Mit Hilfe der Galvanik wird nun der Abdruck in der Bleiplatte auf eine Kupferplatte übertragen, die dann als eigentliche Druckplatte dient.

 

 

 

JOSEP DEL HOYO et al.: Handbook of the birds of the world. - Bombay & Barcelona 1992 ff. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek & Hessische Landesbibliothek Wiesbaden 4° Sf 315

Flachdruck: Der Offsetdruck - das Farbbild erobert die Welt

Da ein Urheberrecht besteht, kann das Bild nur aus dem Internet geladen werden Mitte des 20. Jahrhunderts ermöglichten neue Druckverfahren, wie der 1906 entwickelte Offsetdruck, die besonders günstige Produktion farbiger Abbildungen. Bis dahin waren farbige Darstellungen viel zu aufwendig herzustellen und wegen der hohen Kosten auch nur Wenigen zugänglich. Parallel zum Fernseher wurde die Welt nun bunt.

Heute finden sich zu zahlreichen Naturobjekten entsprechende Bestimmungswerke in jeder Buchhandlung - und in Ihrer Bibliothek. Die angebotenen Farbtafeln zeigen qualitativ hochwertige Illustrationen. Dabei geht es aber nicht an erster Stelle um eine exakte naturalistische Darstellung, sondern um die Kenntlichmachung bestimmter Merkmale. Leicht kann man einer Verwechslung aufsitzen. Machen Sie selbst ihre Erfahrung mit einem solchen Werk. Mit den hier vorgestellten Bestimmungsbüchern sollte es beispielsweise möglich sein, die Tiere Wiesbadens beim Namen zu nennen.

 

 

 

 

 

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