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Inhalt: MWNH & LaBi  
Layout: F. Geller-Grimm  
Grafik: F. Geller-Grimm  
& wegmann/schepp  
2008  



Mit Bildern Wissen schaffen - Kleine Geschichte der Naturillustration

Ästhetik  

Die Ästhetik der Natur hat den Menschen schon seit Jahrhunderten zu künstlerischem Schaffen angeregt. So sind manche Naturillustrationen nicht zur wissenschaftlichen Analyse geschaffen, sondern einzig und allein dazu kreiert, die Schönheit des Lebens im Bild festzuhalten.

Sei es die überschwängliche Pracht der Paradiesvögel, der Francois Levaillant in seinem Werk huldigt. Sei es die Formen- und Farbenvielfalt eines barocken Prunkgartens, dessen Pflanzen Basilius Besler für seine Nachwelt zum Erblühen bringt. Sei es der filigrane Kolibri oder die Unergründlichkeit eines Sternenhimmels, in dem der Mensch mythologische Gestalten und Fabeltiere zu erkennen glaubt. Mit seinen Bildern hat mancher Künstler der Natur ein Denkmal gesetzt.

Maria Sibylla Merian (1647-1717) gilt mit ihrem Werk als einzigartiges Beispiel für eine Frau, die sich zwischen Kunst und Natur bewegt. Sie vereint die Ästhetik ihres künstlerischen Werkes mit einer naturwissenschaftlichen Beobachtungsgabe. Die von ihr komponierten Lebenswelten enthalten eine Fülle von Details und scheinen in ihrer Lebensechtheit fast zu atmen.

JOHANN BAYER: Uranometria. - Ulm 1661, Sternenkarte Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Rara 4º Ut

Sternbild des Wassermanns

Bayer führte mit seinem Sternenatlas die heute noch gebräuchliche Bezeichnung der Sterne mit griechischen Buchstaben in der Reihenfolge ihrer Helligkeit ein.

Ungewöhnlich ist die Haltung vieler seiner Sternbildfiguren, so auch bei diesem Wassermann. Meist sind sie bei Bayer von hinten zu sehen, so dass die Seiten gegenüber anderen Darstellungen vertauscht sind. Verwendet man die eingeführten Bayer-Bezeichnungen, sind Verwechselungen jedoch ausgeschlossen.

MARIA SIBYLLA MERIAN: Metamorphosis insectorum Surinamensium. - Hague 1726 Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek

Die Falterfrau

Kaum jemand anderes versinnbildlicht die Vereinigung von Kunst und Naturwissenschaft so sehr wie Maria Sibylla Merian (1647-1717). Sie war aber auch Händlerin und Sammlerin naturkundlicher Präparate. So finden sich in der Wiesbadener Sammlung des Bankiers Gerning ihre Schmetterlinge.

Bereits als Kind hatte sie ihr künstlerisches Talent mit dem naturwissenschaftlichen Interesse vereint und studierte die Entwicklung der Insekten. Schließlich gelang ihr mit einer Forschungsreise nach Südamerika (1699-1701) ein Durchbruch. Ein Ergebnis ihrer Reise ist der hier vorgestellte Prachtband. Die überwiegend von ihr gestochenen Kupfertafeln zeigen Lebensbilder: Insekten unterschiedlicher Entwicklungsstadien, vereint mit ihren Widersachern auf den Nährpflanzen. Für Merian war Komposition so wichtig, dass sich gelegentlich zusätzliche Schaustücke in den Abbildungen finden, die biologisch in keinem Zusammenhang stehen. Mit Recht darf man sie als Mitbegründerin der modernen Biologie bezeichnen.


Agrippinaeule (Thysania agrippina) aus der Coll. Merian. Museum Wiesbaden

Zitat zur 20. Abbildung
"Im April anno 1700 war ich in Surinam auf der Plantage von Frau Sommelsdijk, genannt Providentia, wo ich verschiedene Beobachtungen an Insekten machte. Beim Umherstreifen fand ich eine Menge Gummi-Guttae-Bäume wild wachsen, von denen ich hier einen Zweig darstelle. Er wächst beinahe wie die Birken in Europa, außen mit einer weißgestreiften Schale um die Rinde. Wenn man die Rinde aufschneidet, tropft Gummi heraus. Es ist nicht nötig, den Gummi zu beschreiben. Er ist allen, die mit Farben umgehen, bekannt. Auf einem solchen Baum fand ich die große Raupe mit grünen und schwarzen Streifen. Ich habe sie mit Gummi-Guttae-Blättern bis Ende April gefüttert, als sie ein großes holzfarbenes Gespinst gemacht haben, worin sie zu Puppen wurden, aus denen am 3. Juni schöne Tagfalter schlüpften, wie sie hier fliegend und sitzend gezeigt werden. Ehe sich die Raupe verwandelte, hatte sich das Grün in Rot verwandelt, nämlich bevor sie zu einer Puppe wurde und nachdem sie ihre volle Größe erreicht hatte. Es sind verschiedene Bäume, aus denen die Gutta Gamba fließt. Sie fließt aus dem Carcapuli Acostae, aus dem Carcapuli Linschotani (mit welchem ersteren der Coddam-Pulli, im ersten Teil des Hortus Malabaricus beschrieben, übereinstimmt und der gleiche ist), aus dem, der hier abgebildet wird, und auch aus der Exulae indicae affinis planta, von der im sechsten Buch und dem siebenundfünfzigsten Kapitel Bontius schreibt. Dass die Gutta Gamba aus dem Coddam-Pulli in dem Hortus Malabaricus beschrieben vorkommt, meint a Daale in seiner Pharmacologia auf dem 484. Blatt."

GEORGE EDWARDS & JOHANN MICHAEL SELIGMANN: Sammlung verschiedener ausländischer und seltener Vögel. - Nürnberg 1749-1776. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Rara 04 C 404 (1)

Den Vögeln auf der Spur

Der Vater der britischen Vogelkunde, George Edwards (1694-1773), hatte bei seinen Vorzeichnungen besonderen Wert darauf gelegt, dass neben der korrekten Darstellung des Vogels auch dessen Lebensraum dargestellt wurde. Die Radierungen entstanden u.a. durch J.M. Seligmann und J.S. Leitner. Später erlernte er aber selbst diese Kunst und zahlreiche Illustrationen bot er als Auftragsarbeiten der Royal Society und dem Royal College an.

Durch seine Tätigkeit für die Bibliothek des Colleges traf er zahlreiche führende Forscher seiner Zeit und hatte Kontakt zu Forschungssammlungen aus Afrika und Asien. Mit dem schwedischen Naturforscher und Gründer der modernen Klassifikation, Carl von Linné, stand er in Kontakt. Linné dienten diese Abbildungen für die wissenschaftliche Benennung von etwa 300 Vogelarten.


Vogelbaum aus dem 18. Jahrhundert. Museum Wiesbaden

FRANCOIS LE VAILLANT: Histoire naturelle des oiseaux de paradis. - Paris 1801-1806. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Rara gr 2º Sf 4507(1)

Die Vögel aus dem Paradies

Der in Surinam geborene Francois Le Vaillant (1753-1824) studierte 1763 Naturgeschichte in Metz. Anschließend forschte er einige Jahre in Südafrika und in Asien. Zahlreiche wissenschaftliche Werke über Vögel stammen aus seiner Hand, und über 2.000 Präparate erhielt das Naturkundemuseum in Leiden. Der von Carl von Linné vorgeschlagenen Nomenklatur folgte er nicht und nutzte umgangssprachliche Namen aus dem Französischen für die von ihm entdeckten Vogelarten.

Die dargestellten Paradiesvögel waren zu seiner Zeit noch kaum erforscht. Erst wenige Jahre zuvor gelang dies dem Mitentdecker der Evolutionstheorie, Alfred Russel Wallace. In seinem Werk Das Malayische Archipel von 1869 beschreibt Wallace Verhalten und Verbreitung der meisten Arten. Von der Pracht dieser Tiere konnte sein Buch aber nur beschränkt berichten, blieben die kleinen Darstellungen leider unkoloriert.


Großer Paradiesvogel (Paradisaea apoda). Museum Wiesbaden

 

 

 

 

 

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